Hallo,
die Argumente des Bauträgers sind natürlich alle prinzipiell richtig, aber man sollte es nicht übertreiben...
Es ist richtig, dass sich Feuchtigkeit an kühleren Bauteilen niederschlagen kann. Wenn diese dann saugfähig sind (Holz, Dämmung, etc.) und es längere Zeit feucht bleibt, kann es zu Schimmelbildung und anderen Schäden kommen. Das wäre also dringend zu vermeiden...
Reines Heizen würde aber auch nichts bringen, ohne die Feuchtigkeit aus dem Haus zu schaffen (also Lüften), denn das würde nur die Feuchtigkeit noch schneller aus den feuchten Bauteilen innerhalb des Hauses heraustreiben und sie nach wie vor an den kalten Stellen niederschlagen lassen. Reines Heizen ohne Lüften würde das Problem also noch verstärken!
Feuchtigkeit entsteht im Massa-Haus nur durch die Beton-Bodenplatte/Betonkeller, durch eingebrachte feuchte Baustoffe (mir fällt da nur der Quellmörtel ein, und ganz spät noch der Spachtel und der Fliesenkleber, das sind aber alles kleine Mengen), durch Menschen, die darin arbeiten und durch Heizen (aber nur bei Verbrennung von Gas/Öl, nicht bei Elektroheizungen). Und dann später natürlich noch der Estrich, der eigentlich die einzige wirklich nennenswerte Mengen Feuchtigkeit einbringt.
Der einzig kritische Zeitraum ist der, bevor die Dampfsperre drin ist. In diesem Zeitraum kann feuchte Luft innerhalb der schon eingebrachten Dämmung oder an der Innenseite der noch ungedämmten Außenwände abkühlen und dort Feuchtigkeit abgeben, was zu feuchter Dämmung, nachlassender Dämmwirkung, etc. führen würde, wenn denn nennenswerte Mengen an Feuchtigkeit anfielen.
Wir haben bereits ein Massa-Haus im Herbst und Winter ausgebaut. In der Praxis "schafft man sich warm", d.h. einer großartigen Heizung bedarf es nicht wirklich, aber natürlich ist es angenehmer zu arbeiten, wenn nicht alles eiskalt ist. Spätestens, wenn die Dämmung drin ist, kühlt das Haus sowieso nicht mehr so wirklich total aus, wenn man drin arbeitet und ein wenig heizt. Nach der Dämmung sollte natürlich möglichst schnell die Dampfsperre rein, damit das im vorigen Absatz Beschriebene nicht passieren kann.
Dann merkt man dann auch sehr schnell, wenn es im Haus zu feucht ist. Erstens wird das Klima unangenehm zum Arbeiten (Sauna), zweitens sieht man schnell Feuchtigkeit, die sich innen an der Dampfsperre und an den Fensterscheiben niederschlägt (was an sich erstmal unkritisch ist, ist ja nur eine Plastikfolie/Glas). Beidem begegnet man ganz schnell mit kurzem, regelmäßigem Stoßlüften und leichtem Heizen, wie in jedem normalen Haus später auch. Die Lüftungsanlage (falls geplant) würde ich dafür noch nicht hernehmen, weil ja beim Bau noch viel Staub und Dreck anfällt.
Heizen ist wie gesagt ganz nett, braucht man aber wirklich nicht dauerhaft (und schon gar nicht mit 9 kW!) zu machen. Wenn es ganz eiskalt wird, könnte man einen kleinen Heizer durchlaufen lassen, aber ansonsten...
Ich habe damals mit Gasheizer gearbeitet, werde im neuen Haus wahrscheinlich aber eher Elektro nehmen, weil das Hantieren mit den Gasflaschen doof ist und die immer in dem Moment leer sind, wenn man es nicht brauchen kann. Und natürlich bringt die Verbrennung etwas zusätzliche Feuchte.
Also: nicht verrückt machen lassen, regelmäßig stoßlüften und dort bedarfsabhängig heizen, wo man arbeitet. Wenn das Haus zur Tropfsteihöhle mutiert, hast Du etwas falsch gemacht.
Ach ja: Bei strengem Frost sollte man natürlich aufpassen, dass keine wassergefüllten Leitungen platzen. Davon gibt es aber eh vor der Dämmung keine, und die Hausanschlussleitung des Versorgers kann man dann in etwas Isolierung einwickeln, dann passiert da auch nichts. Betonieren, etc. bei Frost ist natürlich auch nicht angesagt. Aber bis es im Haus mit Dämmung und Dampfsperre deutlich unter 0°C geht, muss schon einiges passieren.
Wenn man wirklich ein Problem mit Baufeuchte hätte (was bei einem Holzständerwerk eigentlich nicht vorkommt), kann man Bautrockner mieten, der verbraucht dann relativ Strom und macht regelmäßig einen Eimer mit Wasser voll. Zu schnell trocken sollte man die Hütte aber auch nicht machen...
Natürlich immer auf die Verarbeitungshinweise der Materialien achten, die meisten funktionieren bei ganz niedrigen Temperaturen nicht mehr.
Und wenn dann später der Estrich reinkommt, muss dieser kontrolliert aufgeheizt und abgetrocknet werden. das geht mit speziellen Heizprogrammen der Heizungsanlage und regelmäßigem kontrollierten Lüften über Wochen(!). Estrich darf nämlich auch nicht zu schnell trocknen. Dazu bekommt Ihr aber noch genaue Anweisungen vom Estrich- und Heizungsbauer, wenn es soweit ist. Zu den Anmerkungen des Bauträgers: Wenn der Estrich reinkommt ist, ist auch die Dampfsperre längst drin und die Feuchtigkeit kann gar nicht an die Dachsparren dran.
Viele Grüße,
Sebastian